Heute
sind wir in der Mitte angekommen.
Auch
auf dieser Fensterscheibe hat Uwe Appold die beiden Christuszeichen
angebracht, die auf jedem Fenster zu finden sind: Die Buchstaben „I“
und „X“ stehen für die griechischen Anfangsbuchstaben der Worte
„Jesus“ und „Christus“. Daneben gibt auch auf der mittleren Scheibe
einen Hinweis auf die fünf Wundmale Jesu. Ein roter Punkt ist rechts
neben der großen blauen Scheibe zu sehen. Aus
dem Wasser kommt das Leben auf dieser Erde, Das
große blaue Quadrat in der Mitte der Fensterreihe erinnert uns
immer wieder an das Wasser und damit an die Taufe als Ursprung des Glaubens.
Über dem blauen Quadrat ist eine gelbe halbkreisförmige Scheibe angebracht. Sie hat die Form einer Schale. Eine Schale ist der obere Teil eines Kelches, wie wir ihn beim Abendmahl benutzen. Uwe Appold stellt mit der Schale ganz bewußt die Verbindung zum Abendmahl her. Sie ergänzt das Brot, das auf dem zweiten Fenster zu sehen ist. Das zweite und das dritte Fenster bilden eine kleine Einheit, die uns die Elemente der Abendmahls vor Augen stellt. Im dritten Fenster begegnen sich damit die beiden Sakramente, die die evangelische Kirche kennt: Taufe und Abendmahl. Diese beiden Heilsmittel sind uns von Jesus geboten worden. Wir taufen nach seinem Befehl und wir feiern nach seinem Willen bis heute das Abendmahl. In der Taufe erfahren wir den Zuspruch Gottes zu uns. Sie ist das Zeichen der Liebe Gottes zu jedem einzelnen Menschen. Die Liebe Gottes fordert unseren Glauben heraus. Wir werden von Gott bei unserem Namen gerufen. Die Antwort darauf ist unser Vertrauen auf Gott. In der Taufe verabschieden wir uns von allen anderen Mächten, die uns für sich gewinnen wollen. Wir verabschieden uns von den Götzen unserer Zeit, von Geld und Börsenkursen, von Versicherungen und Vorsorgeleistungen. Im Vertrauen auf Gott leben wir unser Leben ohne uns an den Besitz zu klammern. Im Glauben an Jesus zählt nur das Zutrauen, dass er für unser Leben sorgt und uns auf den richtigen Wegen führt. Auf diesen Wege stärkt uns das Abendmahl. Es erinnert uns an die Gemeinschaft mit Gott. Es schenkt uns die Vergebung unserer Sünden und Neuanfänge miteinander. Die Form der Schale, die Uwe Appold gewählt hat, um uns das Abendmahl vor Augen zu stellen, ist nicht zufällig. Für Uwe Appold haben Schalen eine besondere Bedeutung. Er hat sie schon in den Bilder zur Offenbarung des Johannes verwendet, die er in den letzten Jahren geschaffen hat (http://www.kirchenkreis-flensburg.de/galerie.htm). Dort ist die Schale kein Zeichen für den Abendmahlskelch. Die Schalen in der Offenbarung sind die Gefäße des Zornes Gottes (Apk 15,5-16,21). Wenn sie ausgegossen werden, passieren schreckliche Dinge an den Menschen, die nicht zu Gott gehören oder sich nicht zu ihm bekehren. Dass Uwe Appold das Zeichen der Schale in unserem Fenstern ganz anders verwenden kann liegt am Christusgeschehen selbst. Wir haben es vorhin in der Lesung aus dem Römerbrief auch gehört: „Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Um wieviel mehr werden wir nun durch ihn bewahrt vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind! Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wieviel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind.“ (Röm 5,8-10) Es ist das Leiden und Sterben Jesu Christi, das uns vor dem Zorn Gottes bewahrt. Erst dadurch, dass Jesus den Kelch des Leidens angenommen hat und schließlich den Tod für uns erlitten hat, wandelt sich die Schale des Zornes in eine Schale des Segens für uns. Im Abendmahl erinnern wir uns daran und suchen den Schutz Jesu. Die Schale des Abendmahls ist damit das Gegenstück zu den Schalen des Zorns. Sie ist die Schale des Segens und der Bewahrung. Nicht umsonst hat die Alte Kirche deshalb das Abendmahl als die „Medizin der Unsterblichkeit“ bezeichnet. Das würden wir heute nicht mehr so sagen, aber es macht klar, dass das Abendmahl viel mehr ist als der Schluck Traubensaft oder das Stück trockenen Brotes, dass wir mit einander teilen. Das Abendmahl ist wie die Taufe eine Quelle des Lebens. Es rettet uns vor dem Untergang und schenkt uns das Leben, dass über den Tod hinausgeht und ewig in der Verbindung mit Gott bleibt. Das bewirken Taufe und Abendmahl. Deswegen stellt Uwe Appold in der Mitte seiner Fensterreihe die Schale mit der blauen Scheibe zusammen. Dadurch, dass das mittlere Fenster auf diese Weise Taufe und Abendmahl verbindet, ist es nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich die Mitte der fünf Fenster. In den beiden Sakramenten sind wir im Zentrum des Glaubens an Jesus Christus. Wenn wir darin bleiben und wachsen, wird uns am Ende der Zeiten das ewige Heil zu Teil. Das erbitten wir im Vertrauen auf Jesus Christus für uns selbst, ganz besonders aber für das Kind, das wir heute getauft haben. Amen.
|