Predigt zum 3. Kirchenfenster, "Taufe und Abendmahl"
(11.08.2002)
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Modell
Original

Heute sind wir in der Mitte angekommen.
Im Zentrum der Fensterreihe steht das Fenster mit der großen blauen Scheibe.

Auch auf dieser Fensterscheibe hat Uwe Appold die beiden Christuszeichen angebracht, die auf jedem Fenster zu finden sind: Die Buchstaben „I“ und „X“ stehen für die griechischen Anfangsbuchstaben der Worte „Jesus“ und „Christus“. Daneben gibt auch auf der mittleren Scheibe einen Hinweis auf die fünf Wundmale Jesu. Ein roter Punkt ist rechts neben der großen blauen Scheibe zu sehen.
Durch diese Kennzeichen hat das Fenster eine eindeutige Christusbotschaft. Es dient dem Bekenntnis und dem Glauben an Jesus von Nazareth, der als Mensch unter uns gelebt hat, gekreuzigt wurde und auferstanden ist.
Mit der blauen Scheibe ist das Schwergewicht des Fensters gesetzt. In der blauen Scheibe, die Uwe Appold für unsere Fenster vorgesehen hat, ist – ohne Absicht – bei der Herstellung ein Umriss im Glas entstanden, der die Form eines Fisches hat. Diese Scheibe stand schon länger bei dem Künstler in der Werkstatt. Als er erfuhr, dass im Fußboden unserer Kirche auf einer Bodenfliese etwas ähnliches zu sehen ist, entschloß er sich, diese blaue Scheibe für unser Fenster zu verwenden. Auch auf einer Fußbodenfliese lässt sich der Umriss eines Fisches erkennen, der dort ohne menschliche Absicht entstanden ist.
Der Fisch ist seit den Tagen der ersten Christen ein Zeichen für Jesus und wurde von den Christen in der Verfolgung auch als Geheim- oder Erkennungszeichen verwendet. Denn die Buchstaben des griechischen Wortes für Fisch „Ichtys“ ergeben die Abkürzung für ein kurzes Glaubensbekenntnis: „Jesus Christus, Sohn Gottes, Retter“.
Durch den Fisch, der in der blauen Glasscheibe zu sehen ist, wird die Gedankenverbindung zum Element Wasser hergestellt. Das Wasser ist das Lebenselement für die Fische. Es ist in der Kirche das Element, das mit der Taufe verbunden ist. Ihr habt vorhin das Wasser plätschern hören, als ich Angelika getauft habe. Auch wenn es nur wenig Wasser ist und wir die Täuflinge nicht ganz untertauchen, ist das Wasser das Element, das unbedingt zur Taufe gehört.

Aus dem Wasser kommt das Leben auf dieser Erde,
aus dem Wasser kommt ein neugeborenes Kind,
aus dem Wasser kommt auch ein neugetaufter Christ.

Das große blaue Quadrat in der Mitte der Fensterreihe erinnert uns immer wieder an das Wasser und damit an die Taufe als Ursprung des Glaubens.
Es lädt uns ein, immer wieder in das Wasser der Taufe und des Glaubens einzutauchen.
Das ist das eigentliche Lebenselement von Christen. Denn in der Taufe bekehren und bekennen wir uns zu unserem Herrn Jesus Christus. Er ist der große Fisch, zu dem wir uns dazu gesellen wie kleine Fische in einem großen Schwarm.

Über dem blauen Quadrat ist eine gelbe halbkreisförmige Scheibe angebracht. Sie hat die Form einer Schale. Eine Schale ist der obere Teil eines Kelches, wie wir ihn beim Abendmahl benutzen. Uwe Appold stellt mit der Schale ganz bewußt die Verbindung zum Abendmahl her. Sie ergänzt das Brot, das auf dem zweiten Fenster zu sehen ist. Das zweite und das dritte Fenster bilden eine kleine Einheit, die uns die Elemente der Abendmahls vor Augen stellt.

Im dritten Fenster begegnen sich damit die beiden Sakramente, die die evangelische Kirche kennt: Taufe und Abendmahl. Diese beiden Heilsmittel sind uns von Jesus geboten worden. Wir taufen nach seinem Befehl und wir feiern nach seinem Willen bis heute das Abendmahl. In der Taufe erfahren wir den Zuspruch Gottes zu uns. Sie ist das Zeichen der Liebe Gottes zu jedem einzelnen Menschen. Die Liebe Gottes fordert unseren Glauben heraus. Wir werden von Gott bei unserem Namen gerufen. Die Antwort darauf ist unser Vertrauen auf Gott. In der Taufe verabschieden wir uns von allen anderen Mächten, die uns für sich gewinnen wollen. Wir verabschieden uns von den Götzen unserer Zeit, von Geld und Börsenkursen, von Versicherungen und Vorsorgeleistungen. Im Vertrauen auf Gott leben wir unser Leben ohne uns an den Besitz zu klammern. Im Glauben an Jesus zählt nur das Zutrauen, dass er für unser Leben sorgt und uns auf den richtigen Wegen führt.

Auf diesen Wege stärkt uns das Abendmahl. Es erinnert uns an die Gemeinschaft mit Gott. Es schenkt uns die Vergebung unserer Sünden und Neuanfänge miteinander.

Die Form der Schale, die Uwe Appold gewählt hat, um uns das Abendmahl vor Augen zu stellen, ist nicht zufällig. Für Uwe Appold haben Schalen eine besondere Bedeutung. Er hat sie schon in den Bilder zur Offenbarung des Johannes verwendet, die er in den letzten Jahren geschaffen hat (http://www.kirchenkreis-flensburg.de/galerie.htm). Dort ist die Schale kein Zeichen für den Abendmahlskelch. Die Schalen in der Offenbarung sind die Gefäße des Zornes Gottes (Apk 15,5-16,21). Wenn sie ausgegossen werden, passieren schreckliche Dinge an den Menschen, die nicht zu Gott gehören oder sich nicht zu ihm bekehren. Dass Uwe Appold das Zeichen der Schale in unserem Fenstern ganz anders verwenden kann liegt am Christusgeschehen selbst.

Wir haben es vorhin in der Lesung aus dem Römerbrief auch gehört:

„Gott aber erweist seine Liebe zu uns darin, dass Christus für uns gestorben ist, als wir noch Sünder waren. Um wieviel mehr werden wir nun durch ihn bewahrt vor dem Zorn, nachdem wir jetzt durch sein Blut gerecht geworden sind! Denn wenn wir mit Gott versöhnt worden sind durch den Tod seines Sohnes, als wir noch Feinde waren, um wieviel mehr werden wir selig werden durch sein Leben, nachdem wir nun versöhnt sind.“ (Röm 5,8-10)

Es ist das Leiden und Sterben Jesu Christi, das uns vor dem Zorn Gottes bewahrt. Erst dadurch, dass Jesus den Kelch des Leidens angenommen hat und schließlich den Tod für uns erlitten hat, wandelt sich die Schale des Zornes in eine Schale des Segens für uns. Im Abendmahl erinnern wir uns daran und suchen den Schutz Jesu. Die Schale des Abendmahls ist damit das Gegenstück zu den Schalen des Zorns. Sie ist die Schale des Segens und der Bewahrung. Nicht umsonst hat die Alte Kirche deshalb das Abendmahl als die „Medizin der Unsterblichkeit“ bezeichnet. Das würden wir heute nicht mehr so sagen, aber es macht klar, dass das Abendmahl viel mehr ist als der Schluck Traubensaft oder das Stück trockenen Brotes, dass wir mit einander teilen. Das Abendmahl ist wie die Taufe eine Quelle des Lebens. Es rettet uns vor dem Untergang und schenkt uns das Leben, dass über den Tod hinausgeht und ewig in der Verbindung mit Gott bleibt. Das bewirken Taufe und Abendmahl. Deswegen stellt Uwe Appold in der Mitte seiner Fensterreihe die Schale mit der blauen Scheibe zusammen. Dadurch, dass das mittlere Fenster auf diese Weise Taufe und Abendmahl verbindet, ist es nicht nur optisch, sondern auch inhaltlich die Mitte der fünf Fenster. In den beiden Sakramenten sind wir im Zentrum des Glaubens an Jesus Christus.

Wenn wir darin bleiben und wachsen, wird uns am Ende der Zeiten das ewige Heil zu Teil. Das erbitten wir im Vertrauen auf Jesus Christus für uns selbst, ganz besonders aber für das Kind, das wir heute getauft haben.

Amen.