Predigt zum 5. Kirchenfenster, "Zum Himmel
ausgerichtet"
(25.08.2002)
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Mit
dem fünften Fenster endet unsere Predigtreihe zu den Entwürfen,
die Uwe Appold für die neuen Fenster unserer Kirche angefertigt
hat.
Es bildet den Abschluß der Reihe. Dabei nimmt dieses Fenster Motive
und Themen wieder auf, die wir von den anderen vier Fenstern schon kennen,
zugleich hat es seinen ganz eigenen Akzent. Wir finden die beiden Christuszeichen,
die auf allen Fensters zu sehen. Die Buchstaben "I" und "X"
sind aus Metallstangen gebildet. Zusammen mit dem roten Glas, das auf
die fünf Wundmale Jesu Christi hinweist, stehen sie am oberen rechten
Rand des Fensters.
Aus Metallstangen gebildet sind auch noch zwei Fische, die nach links
in die Mitte der Fensterreihe schauen. Wir sehen, daß auf den
beiden äußeren Fenstern jeweils zwei Fische angebracht sind,
die zur Mitte schauen. In der Mitte wird auf der blauen Glasscheibe
noch ein weiterer Fisch zu sehen sein, so daß es dann zu den fünf
Fensters und den fünf Wundmalen Jesu auch noch fünf Fische
gibt, die für den Glauben der Christen stehen. Denn der Fisch ist
ein Symbol für den Glauben an Jesus unseren Heiland. Die Buchstaben
des griechischen Wortes für "Fisch" ergeben die Anfangsbuchstaben
eines kurzen griechischen Satzes. Dieser Satz ist ein das Glaubensbekenntnis:
"Jesus Christus ist Gottes Sohn, unser Retter". Das sagen
uns die Fische auf den Fenstern und fordern uns damit auf, dieses Bekenntnis
nachzusprechen.
Als eigene Motive des fünften Fensters fallen die Farben des Glases
und die Form des Rahmens zuerst ins Auge.
Die Farbpalette, die Uwe Appold verwendet wird in diesem Fenster noch
einmal erweitert. Nachdem im vierten Fenster das Grün zu den drei
Grundfarben hinzugekommen ist, tauchen jetzt noch mehr Mischfarben auf.
Der Farbverlauf des Fensters geht von Braun über Orange und Gelb
wieder zu Grün. Insgesamt dominiert der Eindruck von erdigen Farben,
die nach oben immer heller werden. Das abschließende Grün
ist dennoch die bestimmende Farbe. Unterstützt wird dieser Eindruck
durch die Form des Glases, die nach oben breiter wird.
Am unteren Rand des Glases sind ein roter und ein blauer Streifen Glas
angebracht, die wiederum eine Verbindung zum ersten Fenster herstellen.
Beim genauen Hinschauen zeigt sich, daß das erste und das letzte
Fenster eine starke Verbindung zueinander haben. Auf beiden sind die
Fische montiert, beide Gläser haben eine ähnliche Form. Sie
stehen aufrecht und bilden damit eine Art Rahmen um die mittleren Fenster.
Beide Gläser haben einen Farbverlauf, der vom Dunkel zu Hell geht.
In gekreuzter Stellung sind das Christusmonogramm und die beiden blauen
und roten Glasstreifen angebracht. Auf dem ersten Fenster ist das Christusmonogramm
unten links, auf dem letzten oben rechts. Auf dem ersten Fenster sind
die roten und blauen Gläser oben, auf dem letzten unten.
Auf dem letzten Glas unterstützen das rote und das blaue Glas die
Vorstellung, daß wir es mit der Form eines aufrecht stehenden
Menschen zu tun haben. Die Glasstreifen wirken wie die Füße
dazu. Das einzige, was zum Bild eines Menschen fehlt ist ein Kopf. Diesen
Gedanken will der Künstler bei uns auslösen. Die aufrechte,
stehende Form ist seit alter Zeit, die Grundform für Denkmale und
Zeichen. Aufgerichtete Steine und stehende Skulpturen waren die ersten
Grabdenkmäler. Die Haltung des aufrechten Stehens, ist aber auch
die klassische Gebetshaltung der Antike. Der aufrechte, gekreuzigte
Jesus ist bei heute das zentrale Zeichen für die Christenheit.
Uwe Appold gelingt es mit dem letzten Fenster einen Abschluß zu
schaffen, der zugleich ein Übergang ist. Denn nach dem letzten
Fenster kommt in unserer Kirche die Wand. Die Wand, auf der das große
Jesusbild dargestellt ist.
Der große Jesus, der zum Himmel fährt und sich dabei als
der gekreuzigte und auferstandene Herr seiner Kirche erweist, dominiert
unsere Kirche. Diesem Eindruck kann sich niemand entziehen, der hier
sitzt. Deshalb haben wir heute im Evangelium auch den Himmelfahrtsbericht
nach Lukas gehört. Mit der Himmelfahrt endet das irdische Leben
von Jesus Christus. Mit einem Bild, das uns schon hinweist auf den zum
Himmel auffahrenden Christus auf der Stirnwand der Kirche endet die
Reihe der fünf Christusfenster, die Uwe Appold für uns entworfen
hat. Am Ende der Reihe stellt er uns mit dem Glas, das an einen aufrecht
stehenden Menschen erinnert eine Erinnerung an die Auferstehung Jesu
Christi und zugleich einen Hinweis darauf, daß die Auferstehung
Jesu mit unserer eigenen Auferstehung nach dem Tode eng verbunden ist.
Wir haben das vorhin in der Lesung aus dem 2 Brief des Apostels Paulus
an die Gemeinde in Thessaloniki gehört:
Das Vertrauen auf den auferstandenen Jesus ist Teil unserer eigenen
Hoffnung auf die Auferstehung, oder wie es Paulus schreibt:
Denn wenn wir glauben, daß Jesus gestorben und auferstanden
ist, so wird Gott auch die, die entschlafen sind, durch Jesus mit ihm
einherführen. (2.Thess 4,14)
Wer nicht auf den Auferstandenen Jesus vertraut - oder "an ihn
glaubt" - der kann auch keine Hoffnung auf eine eigene Auferstehung
von den Toten haben. Das führt dann zu solch merkwürdigen
Vorstellungen wie einer Wiedergeburt oder der brutalen Feststellung,
daß mit unserem biologischen Tod alles aus sei - so wie es den
Rußlanddeutschen unter Euch die atheistischen Kommunisten einreden
wollten.
Die Bibel ist klarer.
Durch die Auferstehung Jesu, sind wir, die wir auf ihn vertrauen, so
eng mit ihm verbunden, daß wir Teil haben an seinem Sieg über
den Tod. So wie es ihm ergangen ist am Ostermorgen wird es auch uns
ergehen am Tag, an dem diese Welt ihren großen Ostermorgen feiert:
Denn er selbst, der Herr, wird, wenn der Befehl ertönt, wenn
die Stimme des Erzengels und die Posaune Gottes erschallen, herabkommen
vom Himmel, und zuerst werden die Toten, die in Christus gestorben sind,
auferstehen. Danach werden wir, die wir leben und übrigbleiben,
zugleich mit ihnen entrückt werden auf den Wolken in die Luft,
dem Herrn entgegen; und so werden wir bei dem Herrn sein allezeit. (2.Thess
4,16-17)
Wir reden umgangssprachlich öfter mal davon, daß wir nach
dem Tode im Himmel sein werden. Wir benutzen das als Bild für das
Reich Gottes, das wir uns nicht vorstellen können. Manchmal sehen
wir auch Bilder von Engeln, die auf Wolken sitzen. Davon berichte die
Bibel nichts. Aber Paulus stellt sich vor, daß wir am Ende Zeit
gemeinsam mit allen Christen von dieser Erde entrückt werden, so
wie es Jesus bei seiner Himmelfahrt tat. Auf den Wolken des Himmels
sollen wir unserem Herren entgegen kommen. Wir sollen auf ihn zu fliegen
in der Freude, dann in unauflöslicher Gemeinschaft mit ihm und
den anderen Christen ein neues Leben zu beginnen, das heute weit jenseits
unseren Vorstellungen liegt.
Als Erinnerung und als Verheißung dafür hat Uwe Appold das
fünfte Fenster entworfen. Die Form des aufrecht stehenden Menschen,
der seine Füße nicht auf dem Boden hat ist ein Hinweis darauf,
daß wir Christen dereinst ebenso zum Himmel auffahren, wie es
Jesus Christus in seiner Himmelfahrt getan hat. So schließt sich
der Bogen der Fenster, der im ersten Fenster begonnen hat mit dem Weg
Gottes auf die Erde und der nun endet mit dem Weg der Menschen in den
Himmel. Das ist die Bewegung des Christusgeschehens: Daß Gott
auf die Erde gekommen ist um uns aus dieser Welt zu erlösen und
uns die himmlische Gemeinschaft zu schenken. Dafür hat Jesus sein
Leben unter uns gelebt, hat gelitten und ist schließlich am Kreuz
gestorben, auferstanden und zum Himmel aufgefahren, um uns mit in diese
Bewegung hinein zu nehmen, die uns zum ewigen Leben führt.
Die fünf Fenster stellen uns das vor Augen und stärken unser
Vertrauen und unsere Hoffnung darauf, daß "wir bei dem Herrn
sein werden allezeit".
In diesem Vertrauen und mit dieser Hoffnung laßt uns unseren Weg
auf Erden gehen, so lange es uns Gott gewährt.
Amen.